Im finalen Qualitypool-Zinszoom 2022 geht es um die letzten Zinsentscheide und einen Ausblick auf die Entwicklung im neuen Jahr:
Lübeck, 13. Dezember 2022: Vor der Weihnachtspause wird es aufregend: EZB und Fed entscheiden am Mittwoch und Donnerstag in den letzten Sitzungen des Jahres über die Leitzinsen. Die Bestzinsen für Baufinanzierungen haben zuletzt durchgeatmet, kurz vor den Zinssitzungen steigt aber die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen.
Im Vorfeld des finalen EZB-Entscheids in diesem Jahr wurde bekannt, dass Banken im Euroraum Kreditspritzen in Höhe von 447 Milliarden Euro zurückzahlen wollen. Für sie ist eine Rückzahlung interessant geworden, nachdem die EZB die Bedingungen des sogenannten TLTRO-Programms für die Banken angepasst hat. „Für die Europäische Zentralbank hat das den großen Vorteil, dass ihre aufgeblähte Bilanz an Volumen verliert“, bemerkt Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH. „Christine Lagarde plant weitere Maßnahmen, um die Bilanzsumme zu verringern und wird diese eventuell schon am Donnerstag bekanntgeben. Es wird voraussichtlich auch einen weiteren Zinsschritt geben, im Vorfeld der EZB-Sitzung geht die Mehrheit der Experten von einer Erhöhung um 50 Basispunkte aus, also etwas weniger stark im Vergleich zu den letzten Entscheiden. Dafür spricht unter anderem, dass die jüngsten Verbraucherpreise unerwartet zum Vormonat leicht zurückgingen. Hinzu kommt, dass die Erzeugerpreise im Oktober deutlich schwächer stiegen als erwartet. Eine Anhebung von 75 Basispunkten ist aber angesichts einer unter dem Strich sehr hohen Inflation nicht völlig auszuschließen.
Die Fed könnte das Tempo ihrer Zinserhöhungen ebenfalls etwas zurückfahren. Der Markt geht davon aus, dass der Leitzins am Mittwoch um 0,5 Prozent angehoben wird. „Ein Indiz dafür ist die rückläufige Inflation, die in den USA bei 7,7 % notiert“, sagt Jörg Haffner. „Hinzu kommt, dass die US-Wirtschaft bis Ende November nur leicht gewachsen ist. Die aggressiven Zinsschritte der letzten Monate wirken sich also erwartungsgemäß zunehmend negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus – auch mit dem Risiko, in eine Rezession zu laufen. Nichtsdestotrotz geht Fed-Chef Jerome Powell von weiteren Zinserhöhungen im neuen Jahr aus. Eine Senkung des Leitzinses scheint für 2023 gemäß den aktuellen Prognosen außer Frage zu stehen.“
Bestzinsen für Baufinanzierungen – aktuelle Entwicklung und Ausblick
Die durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen sanken von Ende Oktober bis Ende November von 3,78 auf 3,27% (10-jährige Zinsbindungen) bzw. von 3,92 auf 3,41 % (15-jährige Zinsbindungen). Jörg Haffner dazu: „Der Anleihen- und Zinsmarkt hat angesichts einiger positiver Meldungen, z. B. zur Inflationsentwicklung, in den letzten Wochen durchgeatmet. Er präsentiert sich aber weiterhin volatil. Im Vorfeld der beiden Zinsentscheidungen steigt die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen bereits an. Wenn EZB oder Fed den Leitzins stärker anheben als erwartet, könnte sich das vor Weihnachten noch einmal merklich auf den Anleihen- und Zinsmarkt auswirken. Falls die Entscheidungen wie erwartet ausgehen, ist ein ruhiges Jahresende zu erwarten. Im kommenden Jahr werden die Zinsen voraussichtlich weiter steigen. Es ist anzunehmen, dass dies in einem langsameren Tempo geschehen wird als wir es 2022 erlebt haben, aber eben ausgehend von einem deutlich höheren Zinsniveau.“
Die Einflussfaktoren für die weitere Zinsentwicklung bleiben aus Sicht des Qualitypool-Geschäftsführers vielfältig: „Neben der Inflation wird die Entwicklung der Immobilienpreise die Finanzierungsbranche nachhaltig beeinflussen. Es wird von Interesse sein, in welchem Maß China tatsächlich seine Corona-Maßnahmen lockert und wie schnell sich die dortige Wirtschaft erholen kann. Der Krieg in der Ukraine bleibt ein zusätzlicher, wenn auch indirekter Einflussfaktor auf die Branche. 2023 wird wieder ein aufregendes und herausforderndes Jahr für den Finanzierungsbereich, davon ist bereits jetzt auszugehen.“
Tendenz:
Kurzfristig: leicht abwärts
Langfristig: leicht aufwärts